Volkstümliche Namen des Ackergauchheil:
Abele, Augenblüte, Blutstruppen (Sommerfeld), Colmarkraut, Colenerskraut, Corallenblümchen, Frauenblume, Fule Lis (Mecklenburg), Ful Liese (Mecklenburg), Gacheil, Gachheil (Bern), Gähheil (Daun in der Eifel), Gauchblume, Gauchheil, Geckenheil, runsche Gedyrme (Mühlhausen, mittelhochdeutsch), Gochheil, Goldhünerdarm (Kärnten, Tirol, Schwaben, Schweiz), Grundheil, Guychelheil (mittelniederdeutsch), Guychelhoil (mittelniederdeutsch), Guygeil (Hamburg), Hahnentritt, Heil aller Welt (Schlesien), Heilkraut, Hendwis, Hennebeyss, Hienebeken (Siebenbürgen), Hienendärm (Siebenbürgen), rod Hone Sune, rod Hnesswerve, Hühnertritt (Schlesien), Hünertarn (mittelhochdeutsch), Hunerdarm bzw. hüenerdarm (mittelhochdeutsch), Jochheil, Katzenfuss, Katzenpfötchen, rote Mäusedarme, Maushödlin, Mausgedärm, roter Meyer (Schlesien, Preußen), rote Miern (Schlesien), rode Mir (Mecklenburg), Mür, Neunerblümle (Augsburg), Neunerle (Augsburg), Nifelkraut (Österreich), Nüniblümli (Schweiz), Nünikraut (Schweiz), Sperlingskraut (Schlesien), Vernunft und Verstand, Vernunftkraut (Schwaben), Vleword, Vliword, Vogelkraut, Wutkraut und Zeisigkraut
Der Ackergauchheil (Anagallis arvensis) ist eine Pflanzenart aus der Gattung Gauchheil (Anagallis) in der Unterfamilie der Myrsinengewächse (Myrsinoideae) innerhalb der Familie der Primelgewächse (Primulaceae). Er gilt im Ackerbau als Unkraut, weil er schwach giftig in all seinen Teilen ist, vor allem in der Wurzel. Den Ackergauchheil gibt es als kriechende, einjährige Pflanze oder als eine aufsteigend wachsende Halbrosettenpflanze. Der scharf vierkantige Stängel ist 5 bis 30 cm lang. Die gegenständigen, sitzenden Laubblätter sind eiförmig und ganzrandig. Er wurzelt bis 40 Zentimeter tief, gerne in kalkreichem, lehmigen Boden, in Sonne bis Halbschatten.
Schwach giftig
Aussaat: im Frühling
Blütezeit: Juni bis Oktober, die Früchte sind kapselähnlich
Sammelzeit: Juni bis Oktober
Verwendete Teile: das Kraut und die Wurzeln
Inhaltsstoffe: ätherisches Öl, Bitterstoffe, Curcurbitacine, Cyclamin (in den Wurzeln), Flavonoide, Gerbstoffe, giftige Saponine
Anwendungsgebiete
Asthma, Atemnot, Ausleitung, Entgiftung, Gallenbeschwerden, Geschwüre, Harnausscheidung, Hautausschlag, Haut (juckende), Hautschäden, Husten, Leber, Lebererkrankung, leberstärkend, Melancholie, Nieren, nierenstärkend, pilzhemmend, Psioriasis, Schleimhäute, Sommersprossen, Splitter (eingezogener), Tobsuchtsanfälle, Warzen, Zahnschmerzen
Aus dem 18. Jahrhundert: Innerlich gegen Stauungen im Pfortadersystem und Leberverhärtung; urintreibend, daher gegen Wassersucht, Nierensteine; auch bei Lungenschwindsucht und Hundswut. Äußerlich gegen Mastdarmvorfall
Aus dem 16. Jahrhundert: Lonicerus‘ Kreuterbuch (1564) lobt Gauchheil bei Wunden, als leberöffnend, nierenreinigend und steintreibend, äußerlich bei Augentrübung, Biss „toller“ Hunde und zur Reinigung des Gehirns. Auch Matthiolus’ New-Kreuterbuch (1626) nennt Wunden, Pest, das Gift werde ausgeschwitzt, kindliche Krampfanfälle, äußerliche Anwendung bei heißen, fressenden Geschwüren, Mastdarmvorfall und Hämorrhoiden. Außerdem wurde aus den Blüten ein Gesichtswasser gegen Sommersprossen hergestellt, sollte man aber immer erst ausprobieren, ob man eventuell empfindlich darauf reagiert.
Verwendung im Altertum: Schon nach Hippokrates von Kos wurde Anagallis trocken auf Wunden gelegt. Zudem verwendete man es zum Gurgeln, bei Zahnweh und mit Wein bei Schlangenbissen, Nieren- und Leberleiden. Im antiken Griechenland wurde die Pflanze zur Behandlung von Melancholie eingesetzt. Haus und Hof wurden mit Ackergauchheil gerne ausgeräuchert gegen Geister und Albträume, auch die Häuser, in denen Bluttaten verübt wurden.
Wie können wir Ackergauchheil verwenden?
In der Volksmedizin wendet man das getrocknete Kraut hauptsächlich als Tee, Tinktur oder Pulver an. Dafür trocknet man das Kraut oder die Wurzel in kleinen Mengen schonend in Kräuternetzen (im Dörrautomat bei maximal 40 Grad). Reste können Sie auch als Räuchermittel verwenden.
Tee: leicht schmerzstillende Wirkung bei Zahnschmerzen. Aber auch bei Husten und Asthma mit Atemnot trinkt man 1-2 Tassen des Tees über den Tag verteilt.
1 TL getrocknetes Kraut mit 1/4 l kochendem Wasser übergießen und 10 Minuten ziehen lassen.Tinktur: wird vor allem in Salben verwendet, die gegen Warzen und anderen Hautschäden wirken soll. Als Tropfen bei gastraler Ulcera, Gastritis, Leberbeschwerden, Erschöpfungszuständen, Herpes simplex.
Getrocknetes Kraut mit hochprozentigem Alkohol (ca. 40% Wodka oder Doppelkorn) übergießen und ca. 6 Wochen ziehen lassen (täglich mehrmals schütteln). Abseihen, in dunkle Fläschchen füllen und max. 3x täglich 7 Tropfen einnehmen.
Hauptsächlich wirkt der Ackergauchheil aber auch sehr gut als Entgiftungsmittel, um schädliche Stoffe im Körper loszuwerden – oder auch als Psychopharmaka bei Melancholie wie auch bei Tobsuchtsanfällen.
Sonstiges
- Pfeilgift = Indianerstämme in Nordamerika bestrichen ihre Pfeilspitzen mit dem Pflanzensaft des Ackergauchheils
- Gauch = die mittelalterliche Bezeichnung von Geisteskranken oder Narren
- Wetteranzeiger = Wenn es Regen geben wird, bleiben die Blüten geschlossen
Foto im Beitrag: O. Pichard – Anagallis arvensis – Mouron des champs – Saint-fuscien (Somme) le 19/05/2007
Warnhinweise
Kräuter finden auch als Heilmittel Verwendung. Vorsorglich weisen wir darauf hin, dass selbst Heilkräuter, besonders in höheren Dosierungen, hochgiftig sein können (vgl. Warnhinweise bei den einzelnen Kräutern). Deshalb sollten Sie – vor allem bei vorhandenen, schweren Erkrankungen, Allergien oder Unverträglichkeiten – vor der Anwendung immer einen Arzt oder Apotheker zu Rate ziehen.
Bei der Zusammenstellung der Daten haben wir die größte Mühe darauf verwandt, dass die Angaben dem aktuellen Wissensstand entsprechen. Dennoch können wir – trotz sorgfältiger Manuskripterstellung – Fehler nicht ganz ausschließen.
Für die Richtigkeit der zu den Kräutern zur Verfügung gestellten Informationen und die aus ihrer Benutzung entstehenden Folgen können wir daher keinerlei Haftung übernehmen.
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